Eine kurze Geschichte Leipzigs

leiLeipzig kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken. Bereits um das Jahr 900 herum wurden erste Siedlungen gebaut. Im Jahr 1015 wird dann erstmal eine Urbs Libzi erwähnt, das richtige Stadtrecht erhielt Leipzig dann vom Markgrafen Otto dem Reichen im Jahre 1165.

Lage

Die Lage der Stadt hat natürlich viel mit ihrem wirtschaftlichen Erfolg zu tun. Sie war genau an der Kreuzung der großen römischen Handelsstraßen, der VIA REGIA und der VIA IMPERII. Dadurch war der Handel von Anfang an einer der großen Motoren des Stadtwachstums. Im Stadtgebiet fließen die Flüsse Weiße Elster, Pleiße und Parthe zusammen, die durch die vielen Verzweigungen schon fast venezianische Gewässerknoten bilden. Durch den massiven Braunkohleabbau während der DDR-Zeit ist die Umgebung Leipzigs leider sehr arm an Wäldern, dafür sind viele neue Seen dazu gekommen.

Entwicklung der Stadt

lei2Im Jahre 1409 wurde die Leipziger Universität gegründet und ist damit eine der drei ältesten Universitäten Deutschlands. Mit dem Einfluss junger Studenten wuchs natürlich auch die Popularität der Stadt. 1497 wurde sie zur Reichsmessestadt ernannt, was wiederum dem Handel einen enormen Schub gab. Der Dreißigjährige Krieg war ein harter Einschnitt für die Stadt, die fast ein Viertel ihrer Bevölkerung einbüßte.

Europaweite Berühmtheit erlangte Leipzig schließlich 1813, als in der sogenannten Völkerschlacht bei Leipzig die verbündeten Heere von

  • Preußen
  • Österreich
  • Russland
  • Schweden

Napoleon besiegten, was schließlich zu seiner Verbannung auf die Insel Elba führte.

Dass 1825 der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hier gegründet wurde, erklärt sich von selbst, wenn man weiß, das Leipzig der Mittelpunkt des Deutschen Verlagswesens war. Auch heute noch ist die Leipziger Buchmesse eine der größten Buchmessen weltweit.

Die Industrialisierung begünstigte Leipzig ebenfalls und die Bevölkerung stieg rasant. Leider wurde die Stadt im Zweiten Weltkrieg mehrfach zerbombt, was über die Hälfte der Bausubstanz ruinierte. Die darauf folgende Besetzung durch russische Truppen leitete einen kontinuierlichen Niedergang Leipzigs ein. Bis zur Grenzöffnung sank die Bevölkerungszahl um 14 Prozent. Doch von hier gingen auch die Montagsdemonstrationen aus, die schließlich zum Fall der DDR führten.

Leipzig heute

lei3Heute ist Leipzig aber wieder voll im Trend. Die Universität lockt die Jugend in die Stadt, viele Museen haben ihre Tore geöffnet und das kulturelle Angebot hat der Stadt 2008 den Titel „Ort der Vielfalt“ von der Bundesregierung eingebracht.

Mehr und mehr Hotels sind gebaut worden und der Fremdenverkehr hat sich deutlich positiv entwickelt. Auch neue Industrien und moderne Fabriken haben sich rund um Leipzig angesiedelt. Die Stadt ist immer noch ein Schwerpunkt in der Region.

Die Spinnerei ist seit langem ein Ort der Fantasie und der Herstellung von Dingen, die für andere Häuser und Körper bestimmt sind. Einst war sie die größte Baumwollspinnerei Mitteleuropas, in der vom späten 19. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein Hunderttausende von Spindeln unzählige Meter Garn produzierten. Als die Industrie mit den Geschehnissen in der DDR unterging, leerten sich die Gebäude, bis sie von einer neuen Unternehmergeneration wiederentdeckt wurden.

Manfred Mülhaupt war einer der ersten, der das Potenzial der Spinnerei erkannte. Er kam Anfang der 1990er-Jahre und hockte mit befreundeten Künstlern in einem der vielen stillgelegten Gebäude der Spinnerei. Sie fuhren mit Fahrrädern die weiten Flure auf und ab, malten tagsüber, tanzten dann die ganze Nacht. „Die ersten zwei, drei, vier Jahre haben wir nichts bezahlt”, sagt er. „Es war nichts los, also hatte man genug Zeit, um seine Arbeit zu machen. Wenn man eine Party machte, kamen alle, denn Leipzig hatte keine Bars – nichts.“

Die Spinnerei heute

Heute pulsiert die Spinnerei wieder mit kreativem Leben. Sie beherbergt Geschäfte, ein Restaurant, Kunstgalerien von Weltrang, sogar ein Programmkino. Das Sonnenlicht strömt durch die gusseisernen Fensterflügel und beleuchtet die Arbeit der Dutzenden von Künstlern und Designern, die hier ihre Ateliers haben, darunter Tischler, Porzellanhersteller, Bildhauer und einige Maler der berühmten Neuen Leipziger Schule. In der Spinnerei kann man sogar übernachten. Aus den Räumen, in denen er und seine Freunde einst hockten, hat Mülhaupt ein Vier-Zimmer-Gästehaus, das „Meisterzimmer“, geschaffen. Man freut sich über die vielen originalen Details, die er beibehalten hat – schwere Türen, Badarmaturen und Möbelstücke, die aus der alten Fabrik gerettet wurden. Die Spinnerei, eine Textilfabrik, die heute Galerien und Geschäfte beherbergt.

Neuer Schwung in der gesamten Stadt

Wie die Spinnerei hat auch Leipzig zu neuem Schwung gefunden. Vor 25 Jahren lag die Stadt, wie der größte Teil der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, wirtschaftlich darnieder. In den zehn Jahren nach dem Niedergang der Sowjetunion verlor die Stadt fast die Hälfte ihrer Einwohner. Zehntausende von Gebäuden standen leer, darunter anmutige Jugendstilvillen, riesige Fabriken und Wohnhäuser aus dem späten 19. Jahrhundert mit Verzierungen im Renaissance- und Gotik Stil.

Doch Leipzig, die größte Stadt im östlichen Bundesland Sachsen, ist schneller gewachsen als jede andere in Deutschland und hat seit 2000 mehr als 100.000 Einwohner hinzugewonnen. (Die Gesamteinwohnerzahl beträgt jetzt über 600.000.) Der Magnetismus hat auch seine Schattenseiten. In den letzten Jahren haben der Zustrom von Künstlern und die Erschwinglichkeit der Stadt Außenstehende dazu veranlasst, Leipzig als „das neue Berlin“ zu bezeichnen. Viele Einheimische empfanden das als Beleidigung. Warum war Berlin – das nur eine gute Stunde mit dem Hochgeschwindigkeitszug entfernt ist – das Maß für den Wert einer deutschen Stadt? Bald hatte Leipzig einen anderen, noch schlimmeren Spitznamen, der von den Mainstream-Medien popularisiert wurde: „Hypezig“, ein Zeichen für das wachsende Unbehagen und die Gegenreaktion auf die neue Attraktivität der Stadt.

Wer heute Leipzig besucht, erlebt ein urbanes Werk im Werden, das weniger ein Aufstieg als vielmehr eine Auferstehung ist. In dieser Stadt, die Bach, Goethe, Mendelssohn und Nietzsche hervorbrachte, scheinen der jahrhundertealte Geist des Experimentierens und das beständige Ethos des Möglichen stärker denn je. Leipzigs treibende Kraft ist die Gastfreundschaft – zu neuer Kreativität, zu neuen Ideen, zu neuen Menschen. Und all das ist keine Abkehr von seiner reichen Geschichte. Tatsächlich ist es dieses ehrwürdige Fundament, auf dem das heutige Leipzig seine moderne Magie aufbaut.